Lügendetektor war gestern!

Veröffentlicht am Mittwoch, 20 Februar, 2013 um 16:05 von Lisa.
Kategorien:Allgemein, Lisa.

Schon gewusst? Die menschliche Muskulatur gibt in Zusammenarbeit mit dem Gehirn auf sehr schnellem und einfachem Wege preis, ob ein Mensch lügt oder nicht.

Das ist freilich eine sehr gewagte und vor allem verallgemeinerte Aussage. Wie ihr wisst, komme ich beruflich gesehen aus dem medizinischen Bereich und möchte euch heute diesen meines Erachtens sehr interessanten Zusammenhang erläutern.

Ergebnisse von „Lügendetektoren“, wie man sie kennt, bauen vor allem auf Tests von Atemfrequenz, Blutdruck, Puls und Hautwiderstand, die sich in Stresssiuationen, wie eben beim Erzählen einer Lüge, entsprechend verändern. Die Rede ist hier hauptsächlich von psychischem Stress. Einige Polygraphen (so nennt man besagte Geräte in Fachkreisen) reagieren auch auf – und hier kommen wir zum Thema – Muskelzittern.

Genau wie Atemfrequenz, Blutdruck, Puls und Hautwiderstand wird auch die Muskulatur unter Stress negativ beeinflusst. In Extremsituationen kann sich das durch das Zittern z. B. der Hand zeigen, jedoch kontrahiert die Muskulatur, wenn überhaupt, nicht sofort in jeder kleinen Stresssituation. Wir zittern ja schließlich nicht gleich, wenn wir uns mit der kleinen Notlüge „Es geht mir nicht gut.“ für eine Party entschuldigen, auf die wir einfach nur keine Lust haben. Trotzdem wirkt sich schon diese kleine Unwahrheit als Stress auf unsere Muskeln aus, Reaktionszeit und Kompensationskraft werden herabgesetzt.

Was das genau bedeutet, zeigt ein kleiner, recht einfacher Test – der sogenannte „O-Ring-Test“. Dieser hat sich sogar so weit etabliert, dass er in der Psychologie eingesetzt wird, um bei der Diagnose und Behandlung von Patienten zu helfen. Praktischerweise sind keine teuren Geräte oder umständlichen Messmethoden nötig. Der Proband wird gebeten, mit dem Daumen und dem Zeigefinger einer Hand einen möglichst runden, geschlossenen Kreis zu formen. Der Testende fährt nun mit beiden Zeigefingern in diesen O-förmigen Ring und versucht mit einer kurzen, gezielten Bewegung den Ring zu öffnen. Ist der Proband entsannt, sollte der Ring nicht zu öffnen sein. Unter Stress, zum Beispiel eben beim Aussprechen von Unwahrheiten, wird sich der Ring öffnen oder mindestens unstabil werden, denn wie oben erklärt, werden Reaktionszeit und Kompensationskraft herabgesetzt. Das heißt, der Proband kann in dem Moment, in dem der Testende den Ring zu lockern versucht, nur langsam und vor allem zu wenig Gegenkraft in den Muskeln erzeugen – der Ring öffnet sich.

Ich habe erst nicht glauben können, dass dieser Test tatsächlich so einfach und eindeutig sein soll. Eine Bekannte von mir ist studierte Psychologin und Psychotherapeutin und hat ihn mir auf meinen Wunsch hin vorgeführt. Wir begannen wie oben beschrieben, ich formte den Ring und sie legte ihre Zeigefinger darum. Dann sollte ich ihr sagen wie ich heiße. „Mein Name ist Lisa.“, sagte ich und der Ring blieb fest und stabil geschlossen, als sie auf meine Aussage hin versuchte, ihn zu lösen. „Und nun sag mir, du würdest z. B. Anne heißen.“ „Mein Name ist Anne.“, sagte ich diesmal und konzentrierte mich in Erwartung ihres Öffnungsversuches auf meinen Ring. Sie zog erneut, natürlich mit gleichem Kraftaufwand und ich musste zusehen, wie die Muskeln nachgaben und sich meine Finger sofort öffneten, obwohl ich sicher war, dass ich sie genauso fest geschlossen hielt wie zuvor. Ich war völlig perplex und wir haben den Test noch ein paar Mal mit anderen Aussagen wiederholt – immer mit demselben Ergebnis. Erstaunlich oder?

Natürlich muss gesagt sein, dass so ein Test leicht beeinflussbar ist. Krankheiten, Erschöpfung, Müdigkeit, Nahrungskarenz, Flüssigkeitsmangel, elektrische und magnetische Felder (Computer, Batterien, Magnetkarten, Quarzuhren), Alkohol, Nikotin und andere Drogen bzw. Chemikalien können Reaktionszeit und Kompensationskraft der Muskulatur ebenfalls beeinflussen und das Ergebnis somit verfälschen.

Aber ist es nicht interessant, wie unser Körper hinter den sichtbaren Kulissen reagiert? Mir gefällt die Idee, andere mit diesem kleinen Test theoretisch beim Lügen ertappen zu können.

😉

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